Winterschutz

Welcher Bambus ist "winterhart"? 

Das Thema "Winterschutz" ist komplex und beginnt eigentlich bereits bei der Auswahl der richtigen Bambusart. Während beispielsweise Phyllostachys bissetti und Ph. aureosulcata selbst in rauhen Gegenden relativ gut durch den Winter kommen, machen wärmeliebendere Arten (Ph. castilloni, Ph. sulphurea, Ph. bambusoides,...) nur in milden Regionen unseres Landes Freude. Selbst wenn es gelingt, sie mit geeigneten Schutzmaßnahmen in einer kälteren Region zu überwintern, werden sich daraus nie wirklich stattliche Pflanzen entwickeln, da regelmäßige Wachstumsrückschläge vorprogrammiert sind. Andere Arten (Chusqueen, Qiongzhuea tumidinoda, ...) sind wiederum so empfindlich, daß selbst im Weinbauklima das Auspflanzen zum Abenteuer wird.

Dieser Punkt zeigt zugleich die gesamte Problematik des Themas "Winterhärte", vor allem, wenn man versucht, die Winterhärte mit konkreten Temperaturangaben zu belegen. Was bedeutet beispielsweise "winterhart bis -20 Grad"? Ist das die Temperatur, bei der noch keinerlei Schädigungen zu beobachten sind? Oder "darf" der Bambus bei dieser Temperatur bereits einen Teil der Blätter  verlieren oder eventuell auch noch einige Halme? Bedeutet "winterhart" vielleicht sogar nur, daß das Rhizom im Boden irgendwie überlebt, aber alles oberhalb der Grasnarbe absterben kann? Tatsächlich ist mit dem Begriff "winterhart" genau letzteres gemeint ("Pflanze muss überleben")! Man kann sich in diesem Zusammenhang leicht vorstellen, daß ein Bambus, der oberirdisch vollkommen abgestorben ist, u.U. Jahre benötigt, bis er zu seiner ursprünglichen Form zurückgefunden hat.  

 

Darüber hinaus ist bei Angaben zur Winterhärte auch die Dauer der Minusgrade von entscheidender Bedeutung. Eine einzige Nacht bei -20 Grad ist sicherlich längst nicht so schädlich wie drei Wochen Dauerfrost bei -10 Grad. Tatsächlich ist die größte Gefahr für einen Bambus im Winter nicht die eigentliche Kälte, sondern vielmehr die Gefahr des Vertrocknens, da Bambus mit seinen immergrünen Blättern auch im Winter permanent Wasser verdunstet. Kann dieses aufgrund von länger andauerndem Bodenfrost nicht mehr über die Wurzeln nachgeliefert werden, wird die Situation für den Bambus kritisch. Beschleunigt wird dieser gefährliche Prozess noch durch Einwirkung von Wintersonne und/oder trockenen Ostwind.    

Was kann man tun, um den Bambus gut über den Winter zu bringen?

Ich kenne Beispiele, wo Bambusse förmlich zu Tode "gepflegt" wurden. Statt einen moderaten Winterschutz (s.u.) bereitzustellen, wurden die die armen Kerle zentimeterdick mit Luftpolsterfolie oder ähnlichem umwickelt und nach allen Seiten hin gründlich abgedichtet. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Heizkabel, damit es die Pflanze schön mollig warm hat!?

Nein, im Ernst: In solchen Fällen ist der Erstickungstod einer jeden Pflanze regelrecht vorprogrammiert. Meine Erfahrung: En moderater Winterschutz ist oftmals besser als zuviel des Guten! Ich möchte daher abschließend einige einfache Tips geben, wie man die meisten Bambusse problemlos über den Winter bekommt:

  • Rechtzeitig mit dem Düngen aufhören. Es empfiehlt sich bei Bambussen im Freiland bereits Ende Juli mit dem Düngen aufzuhören. Dadurch können die Halme besser ausreifen und besitzen gegen Ende des Herbstes eine bessere Frostresistenz.
  • Bambusse auspflanzen. Ein ausgepflanzter Bambus ist weniger gefährdet als ein Bambus im Topf, da die Gefahr des Durchfrierens wesentlich geringer ist. Bambusse in Töpfen können entweder über Winter temporär eingegraben oder an eine geschützte Stelle an der Hauswand verfrachtet werden. Man sollte sie aber auf keinen Fall in das Haus holen - es sei denn, es handelt sich um tropische Bambusse.
  • Rhizombereich schützen. Bei empfindlicheren Arten ist es sinnvoll, den Rhizombereich durch Aufschütten von Laub zu schützen. Das Laub kann mit Tannenreisig vor dem Verwehen geschützt werden. Es hat sich auch bestens bewährt, den Rhizombereich mit sauberem Schnee (ohne Streusalz!) zuzuschaufeln. Der Schnee wärmt zum einen und sorgt darüber hinaus für eine Erhöhung der Bodenfeuchtigkeit.
  • Sonnenschutz. Wenn es realisierbar ist, sollte man Bambus im Winter vor allzu starker Sonneneinstrahlung schützen. Eventuell gibt es auch einen Standort, der im Sommer sonnig, im Winter hingegen eher schattig ist? 
  • Giessen. So absurd es klingt - es ist vor allem auch im Winter wichtig, regelmäßig zu gießen. Der Bambus kann dadurch vor dem Vertrocknen geschützt werden (s.o.). Das Gießen sollte nach Möglichkeit an frostfreien Tagen oder bei Temperaturen um den Nullpunkt durchgeführt werden.