Auch wenn man auf einen überdurchschnittlich kalten Winter
am liebsten verzichten würde, bietet dieser wenigstens die Möglichkeit, neue
Erfahrungen zur Winterhärte bestimmter Exoten zu gewinnen und auszutesten, was in
einer bestimmten Klimazone noch "geht" oder über kurz oder lang zum Scheitern
verurteilt ist. Anbei eine detaillierte Übersicht meiner eigenen "Kaltwintererfahrungen".
Temperaturverlauf:
Nach Weihnachten
zunehmende Frostverschärfung. Ab dem 6. Januar 2009 starker Kälteeinbruch mit
tagelangen zweistelligen Tiefsttemperaturen. Tiefstwerte am 7. Januar im Bereich
von -14 Grad (2m Höhe). Am Boden vermutlich darunter. Zwischen dem 6.1. und 12.1
dauerhaft zweistellige nächtliche Tiefsttemperaturen im Bereich von -12 bis -14
Grad. Durch Abstrahlungskälte in ungeschützter und eingeschneiter Lage wurden
auf dem freien Land z.T. auch deutlich tiefere Werte erreicht. Im eigenen Garten
blieben die Werte aufgrund von Kleinklima und Bebauung moderat. Aufgrund der
leichten Hanglage ist der Garten zudem nicht durch Kaltluftseen gefährdet.
Temperaturen im Januar 2009, Heidelberg
(Quelle:wetterarchiv.wetter.com)
4.
Januar: -8.4 5. Januar: -5.2 6. Januar: -10.9 7. Januar: -15 8. Januar: -11.4 9. Januar: -11.7
10. Januar: -13.8 11. Januar: -13.2 12. Januar: -12.8 13. Januar: -8.5 14. Januar: -9.2
15. Januar: -1.3 16. Januar: -2,7
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Zugefrorener Neckar bei Heidelberg im Januar 2009 (Foto: Dr. Steffen
Greiner) |
Schutzmaßnahmen:
-
Ende Dezember, als der Boden noch offen
war, wurden alle Palmen, Oliven etc. ausgiebig gemulcht
-
Vor dem Einsetzen der Kältewelle wurden
nahezu alle empfindlichen Pflanzen (Palmen, Oliven, Zylinderputzer, Kamelien,
Rosmarin, ...) in Vlies eingepackt.
-
Während der kältesten Tage, wurde eine
große Olive im Felsengarten, sowie die benachbarte Ch. humilis zusätzlich mit
Grablichtern unter einem Vlies-Tipi beheizt, um die Temperaturen möglichst im
einstelligen Minus-Bereich zu halten.
Schadensbilanz (Stand 13. April 2009):
a)
Totalverluste:
-
Alle Zylinderputzer (Callistemon rigidus
+ citrinus) trotz Mulch und Vliesschutz oberirdisch tot.
-
Mehrere Oliven mit komplettem
Blattverlust. Derzeit unklar, inwieweit diese wieder regenerieren werden.
-
Pittosporum tobira ´nana: Abgestorben,
nachdem Rindenplatzer zu einer
Austrockung der Pflanze führten.
-
Diverse Yuccas oberirdisch tot:
-
Yucca rostrata:
Oberirdisch tot, innen faul
-
Yucca aloifolia: Oberirdisch tot, innen faul
-
Yucca aloifolia
´variegata´: Oberirdisch
tot
b)
Deutliche Schäden
- Cistus purpureus: ca. 90% Blattschaden
(wurde nicht geschützt). Seit April 09 treiben wieder zahlreiche neue
Blätter aus.
- Chamaerops humilis ´cerifera´ (mit
Mulch und Vlies geschützt): Speerverlust am Hauptstamm. Die seitlichen Ableger
haben hingegen ohne Blattschaden überlebt. Der Speerverlust ist vermutlich auf eine mechanische
Vorschädigung im Vorjahr zurückzuführen, als iein Ast auf die Palme
fiel.
- Fatsia japonica: Blattschäden, treibt aber wieder
kräftig aus. Update Juni 2009: Fatisa japonica hat sich wieder
vollkommen regeneriert
- Musa sikkimensis: Komplett
zurückgefroren. Die weitere Entwicklung gilt es abzuwarten. Update Juni
2009: Musa sikkimensis ist vermutlich abgestorben.
Bambus:
Chimonobambusa quadrangularis, Chimonobambusa quadrangularis ´suow´ und
Chimonobambusa marmorea und Chusquea
culeou:
Oberirdisch abgestorben, Yushania maculata + brevipaniculata vollständig
entblättert.
Update Juni 2009: Die genannten Arten scheinen alle überlebt zu haben
und bilden bereits wieder einige Austriebe und neue Blätter.
c)
Leichte Schäden
- Chamaerops humilis:
30% Blattschaden (wurde mit Folienzelt
und Grablichtern geschützt)
- Eleagnus ebbingei: 20%
Blattschäden (war nicht geschützt)
- Eriobotrya japonica: Leichte
Blattschäden. Seit April treiben wieder neue Blätter aus
- Jubaea chilensis – mit Vlies und
Speiskübel geschützt, ca. 30% Blattschäden. Treibt bereits wieder aus.
- Lagerstroemia indica: Einige
abgefrorene Zweigspitzen.
- Musa basjoo: Scheinstämme konnten nur
zum Teil erhalten werden, Rhizom unversehrt
- Olea europaea: ca. 30% Blattverlust,
wurde mit Folienzelt und Graglichtern geschützt
- Pistacia lentiscus: 20%
Blattschäden (winterharte Züchtung)
- Rosmarinum officinalis: ca. 50% der
Nadeln braun, treibt wieder aus
- Trachycarpus fortunei: Drei Exemplare
mit leichten Blattschäden, vier Exemplare nahezu ohne Schäden. Alle Trachys
treiben neue Wedel, keine Speerverluste.
Bambus: Ph. vivax
aureocaulis, vivax huangwenzhu, Ph. aurea koi, Ph. aurea flavescens inversa,
Ph. vivax huangwenzhu inversa, Ch. hejiangensis, Ch. tumidinoda iuntermedia,
Pseudosasa japonica, Hibanobambusa tr. shiroshima.
d)
Ohne Schäden
- Albizia julibrissin ´rouge´
- Arundo donax
- Aucuba japonica
- Buddleia davidii
- Camelia japonica ´bonomiana´
- Centranthus ruber
- Choisya ternata ´sundance´
- Choisya ternata ´atztec pearl´
- Cupressus sempervirens
- Daphniphyllum macropodum
- Decaisnea fargesii
- Diospyros kaki
- Elsholtzia stauntonii
- Ficus carica ´violetta´
- Gingko biloba
- Indigofera heterantha
- Magnolia grandiflora ´gallisoniere´
- Pinus pinea
- Photinia fraseri 'Red Robin'
- Poncirus trifoliata
- Prunus lusitanica
- Prunus laurocerasus
- Punica granatum
- Trachycarpus wagnerianus
- Ziziphus jujuba
Bambus: Ph.
aureosulcata, Ph. aureosulcata ´spectabilis´, Ph. aureosulcata ´harbin´, Ph.
aureosulcata ´harbin inversa´, Ph. vivax ´huangwenzhu inversa´, Ph. nigra
´boryana´, Ph. viridiglaucescens, Fargesia robusta ´Wolong´, Fargesia scabrida,
Sasa palmata.
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