Erkenntnisse aus dem Kaltwinter 2008/09

Auch wenn man auf einen überdurchschnittlich kalten Winter am liebsten verzichten würde, bietet dieser wenigstens die Möglichkeit, neue Erfahrungen zur Winterhärte bestimmter Exoten zu gewinnen und auszutesten, was in einer bestimmten Klimazone noch "geht" oder über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt ist. Anbei eine detaillierte Übersicht meiner eigenen "Kaltwintererfahrungen".

Temperaturverlauf:

Nach Weihnachten zunehmende Frostverschärfung. Ab dem 6. Januar 2009 starker Kälteeinbruch mit tagelangen zweistelligen Tiefsttemperaturen. Tiefstwerte am 7. Januar im Bereich von -14 Grad (2m Höhe). Am Boden vermutlich darunter. Zwischen dem 6.1. und 12.1 dauerhaft zweistellige nächtliche Tiefsttemperaturen im Bereich von -12 bis -14 Grad. Durch Abstrahlungskälte in ungeschützter und eingeschneiter Lage wurden auf dem freien Land z.T. auch deutlich tiefere Werte erreicht. Im eigenen Garten blieben die Werte aufgrund von Kleinklima und Bebauung moderat. Aufgrund der leichten Hanglage ist der Garten zudem nicht durch Kaltluftseen gefährdet.

Temperaturen im Januar 2009, Heidelberg

 (Quelle:wetterarchiv.wetter.com)

4. Januar: -8.4
5. Januar: -5.2
6. Januar: -10.9
7. Januar: -15
8. Januar: -11.4
9. Januar: -11.7
10. Januar: -13.8
11. Januar: -13.2
12. Januar: -12.8
13. Januar: -8.5
14. Januar: -9.2
15. Januar: -1.3
16. Januar: -2,7

 

Zugefrorener Neckar bei Heidelberg im Januar 2009 (Foto: Dr. Steffen Greiner)

Schutzmaßnahmen:  

  • Ende Dezember, als der Boden noch offen war, wurden alle Palmen, Oliven etc. ausgiebig gemulcht
  • Vor dem Einsetzen der Kältewelle wurden nahezu alle empfindlichen Pflanzen (Palmen, Oliven, Zylinderputzer, Kamelien, Rosmarin, ...) in Vlies eingepackt.
  • Während der kältesten Tage, wurde eine große Olive im Felsengarten, sowie die benachbarte Ch. humilis zusätzlich mit Grablichtern unter einem Vlies-Tipi beheizt, um die Temperaturen möglichst im einstelligen Minus-Bereich zu halten.

Schadensbilanz (Stand 13. April 2009):

 a)    Totalverluste:

  • Alle Zylinderputzer (Callistemon rigidus + citrinus) trotz Mulch und Vliesschutz oberirdisch tot.

  • Mehrere Oliven mit komplettem Blattverlust. Derzeit unklar, inwieweit diese wieder regenerieren werden.

  • Pittosporum tobira ´nana: Abgestorben, nachdem Rindenplatzer zu einer Austrockung der Pflanze führten.

  • Diverse Yuccas oberirdisch tot:

    • Yucca rostrata: Oberirdisch tot, innen faul

    • Yucca aloifolia: Oberirdisch tot, innen faul

    •  Yucca aloifolia ´variegata´: Oberirdisch tot

b)    Deutliche Schäden

  • Cistus purpureus: ca. 90% Blattschaden (wurde nicht geschützt). Seit April 09 treiben wieder zahlreiche neue Blätter aus.
  • Chamaerops humilis ´cerifera´ (mit Mulch und Vlies geschützt): Speerverlust am Hauptstamm. Die seitlichen Ableger haben hingegen ohne Blattschaden überlebt. Der Speerverlust ist vermutlich auf eine mechanische Vorschädigung im Vorjahr zurückzuführen, als iein Ast auf die Palme fiel.
  • Fatsia japonica: Blattschäden, treibt aber wieder kräftig aus. Update Juni 2009: Fatisa japonica hat sich wieder vollkommen regeneriert
  • Musa sikkimensis: Komplett zurückgefroren. Die weitere Entwicklung gilt es abzuwarten. Update Juni 2009: Musa sikkimensis ist vermutlich abgestorben.

Bambus: Chimonobambusa quadrangularis, Chimonobambusa quadrangularis ´suow´ und Chimonobambusa marmorea und Chusquea culeou: Oberirdisch abgestorben, Yushania maculata + brevipaniculata vollständig entblättert. Update Juni 2009: Die genannten Arten scheinen alle überlebt zu haben und bilden bereits wieder einige Austriebe und neue Blätter.  

c)    Leichte Schäden

  • Chamaerops humilis: 30% Blattschaden (wurde mit Folienzelt und Grablichtern geschützt)
  • Eleagnus ebbingei: 20% Blattschäden (war nicht geschützt)
  • Eriobotrya japonica: Leichte Blattschäden. Seit April treiben wieder neue Blätter aus
  • Jubaea chilensis – mit Vlies und Speiskübel geschützt, ca. 30% Blattschäden. Treibt bereits wieder aus.
  • Lagerstroemia indica: Einige abgefrorene Zweigspitzen.
  • Musa basjoo: Scheinstämme konnten nur zum Teil erhalten werden, Rhizom unversehrt
  • Olea europaea: ca. 30% Blattverlust, wurde mit Folienzelt und Graglichtern geschützt
  • Pistacia lentiscus: 20% Blattschäden (winterharte Züchtung)
  • Rosmarinum officinalis: ca. 50% der Nadeln braun, treibt wieder aus
  • Trachycarpus fortunei: Drei Exemplare mit leichten Blattschäden, vier Exemplare nahezu ohne Schäden. Alle Trachys treiben neue Wedel, keine Speerverluste.

Bambus: Ph. vivax aureocaulis, vivax huangwenzhu,  Ph. aurea koi, Ph. aurea flavescens inversa, Ph. vivax huangwenzhu inversa, Ch. hejiangensis, Ch. tumidinoda iuntermedia, Pseudosasa japonica, Hibanobambusa tr. shiroshima. 

d)    Ohne Schäden

  • Albizia julibrissin ´rouge´
  • Arundo donax
  • Aucuba japonica
  • Buddleia davidii
  • Camelia japonica ´bonomiana´
  • Centranthus ruber
  • Choisya ternata ´sundance´
  • Choisya ternata ´atztec pearl´
  • Cupressus sempervirens
  • Daphniphyllum macropodum
  • Decaisnea fargesii
  • Diospyros kaki
  • Elsholtzia stauntonii
  • Ficus carica ´violetta´
  • Gingko biloba
  • Indigofera heterantha
  • Magnolia grandiflora ´gallisoniere´
  • Pinus pinea
  • Photinia fraseri 'Red Robin'
  • Poncirus trifoliata
  • Prunus lusitanica
  • Prunus laurocerasus
  • Punica granatum
  • Trachycarpus wagnerianus
  • Ziziphus jujuba

Bambus: Ph. aureosulcata, Ph. aureosulcata ´spectabilis´, Ph. aureosulcata ´harbin´, Ph. aureosulcata ´harbin inversa´, Ph. vivax ´huangwenzhu inversa´, Ph. nigra ´boryana´, Ph. viridiglaucescens, Fargesia robusta ´Wolong´, Fargesia scabrida, Sasa palmata.